Frankfurt (Hessen) – Tristan K., mittlerweile 19 Jahre alt, sitzt seit acht Monaten in Untersuchungshaft und muss sich nun vor dem Landgericht verantworten. Der Prozess, der am Mittwoch begann, findet aufgrund seines Alters während der Tatzeit unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Der Vorwurf: Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat.
Radikalisierung im Kinderzimmer
Die Anklage gegen Tristan K. wiegt schwer. Bereits mit 17 Jahren begann er, sich radikal zu positionieren. In seinem Kinderzimmer soll er mithilfe eines 3D-Druckers fast 40 Teile für eine Maschinenpistole hergestellt haben. Laut Staatsanwaltschaft hatte er den Plan, einen Krieg gegen Deutschland und die Europäische Union zu führen. Sein Ziel: Eine „Volksgemeinschaft“, frei von Juden und Menschen mit Migrationshintergrund.
Rechtsextreme Ideologie und Hitlerverehrung
Tristan K. wird vorgeworfen, ein Fan von Adolf Hitler und der Wehrmacht zu sein. Schon 2020 zeigte er in der Schule mehrfach den Hitlergruß und äußerte rechtsextreme Parolen. In Chats schrieb er über seine Bewunderung für die NSDAP, die während der Flüchtlingskrise 2015 immer stärker wurde. 2022 soll er gegenüber Mitschülern den Satz gesagt haben: „Alle Zecken gehören nach Auschwitz.“
Verteidigung: „Keine bösen Absichten“
Der Verteidiger von Tristan K., Dr. Andreas Hohnel, betont, dass sein Mandant nicht die Absicht hatte, anderen Menschen zu schaden. „Er wird sich selbstverständlich zu den Vorwürfen äußern. Mein Mandant wollte nur angeben und hatte kein ernsthaftes Interesse daran, jemanden zu verletzen“, erklärte der Anwalt. Er strebt eine möglichst schnelle Entlassung aus der Untersuchungshaft an, da Tristan K. plant, ein Studium aufzunehmen.
Isolation und Radikalisierung während der Pandemie
In einer Aussage gegenüber der Polizei gab Tristan K. an, dass seine Angst vor Muslimen seit 2015 stetig gewachsen sei. Während der Corona-Pandemie habe er sich zunehmend isoliert gefühlt, was seine Radikalisierung verstärkte. Als Ungeimpfter fühlte er sich von der Gesellschaft ausgeschlossen. Die technische Herausforderung des 3D-Drucks einer Waffe sei lediglich ein Hobby gewesen, mit dem er angeben wollte, so der Angeklagte.
Abi im Gefängnis mit Bestnote
Während seiner Haftzeit nutzte Tristan K. die Zeit, um sein Abitur zu absolvieren – mit Bestnoten. Nun stellt sich die Frage, wie es für ihn weitergeht. Ob er sich von seiner rechtsextremen Ideologie distanziert, wird im weiteren Verlauf des Prozesses deutlich werden.
Der Fall zeigt die erschreckenden Folgen von Radikalisierung bei Jugendlichen, die in Isolation und durch den Einfluss extremistischer Ideologien zu gefährlichen Handlungen verleitet werden. Der Prozess wird in den kommenden Wochen fortgesetzt.